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Leopold Jirenec
Erinnerungen an Leopold Jirenec.
Groß gewachsen war er eigentlich nicht, aber mit einer kräftigen Stimme ausgestattet, so wie eben ein Waldviertler sein sollte. Aber er war kein Waldviertler, er war ein Wienerkind aus der Hahngasse im 9.Bezirk, wo er seine Kindheit und seine Jugend verbrachte. Erst als er seine spätere Frau kennenlernte und heiratete, da war ein Wohnungswechsel anhängig! Es war nicht leicht, an ihn heran zu kommen, sein Beruf als fahrender Imker ließ ihm wenig Freizeit.
Fahrender Imker? Ja, er hatte alle seine Bienenstöcke auf einem LKW montiert und fuhr überall dorthin, wo es blühte und wo eine Befruchtung verlangt wurde. So war er bis in den Spätherbst unterwegs und dann erst begann er die Ernte seiner Bienen, den Honig zu schleudern und sorgfältig in Gläser abzufüllen, derweil zu Hause in Waidhofen/Thaya die Rundbänder warteten, um von ihm kommentiert zu werden. Ja, er schickte kein Band ohne Aufsprache weiter und so lernte er auch andere Tonbandfreunde kennen, mit denen er dann eine private Korrespondenz weiter führte. Wie zum Beispiel mit dem leider auch schon verstorbenen Dr.Oskar Hillebrand, Kurarzt aus Bad Schallerbach. Aber einmal, da klappte es doch und ich durfte ihn besuchen, natürlich auch seine Anlage begutachten, so lernte ich einen überaus freundlichen und sympathischen Tonbandfreund persönlich kennen, der keiner Fliege ein Bein krümmen könnte. Alles war friedlich. Nur eine schwache Stelle hatte er, das war sein Name. Den musste jeder exakt aussprechen! Und das tat einmal ein junger und neuer Tonbandfreud aus Wien nicht. Aus Jirenec wurde bei ihm ein Jirenetsch! Ohne böse Absicht, versichert er mir, aber dennoch ist es passiert! Und da lernte dieser den Leopold von seiner grantigen Seite kennen! „Wenn sie zu mir Jirenetsch sagen, dann sage ich zu ihnen Iventsch!“ Dem Walter Ivenz hat das überhaupt nicht gekränkt, aber die Sache ging dann trotzdem rund und heute lachen noch alle darüber, welche den Vorfall von damals überlebt haben! Leider sind es ja nicht mehr viele!.
Ein akustischer Nachruf ist hier zu hören.
ov07/2009